“Wer schnappt sich Spar? Der schwächelnde Lebensmittelhändler wird verkauft”
Wer schnappt sich Spar? Der schwächelnde Lebensmittelhändler wird verkauft – neuer Inhaber soll aus der Schweiz kommen
Nach einer Strategieüberprüfung hat Spar Südafrika beschlossen: Unter ihrem Dach gibt es für Spar Schweiz keine Zukunft mehr. Mit Umsatzrückgängen, Marktanteilsverlusten, dünnen Margen und geringer Kapitalrendite hat das Unternehmen die Erwartungen verfehlt. Nun soll es unter einem neuen Eigentümer besser werden.

Der Lebensmittelhändler Spar bekommt einen neuen Eigentümer.
Vor neun Jahren hat die gemeinsame Reise begonnen, jetzt geht sie zu Ende. 2016 übernahm Spar Südafrika den Lebensmittelhändler Spar Schweiz mehrheitlich und 2021 ganz. Nun steigen die Südafrikaner wieder aus. Überraschen kann der Verkaufsentscheid nicht. In den vergangenen Jahren hatte sich die Muttergesellschaft wiederholt unzufrieden gezeigt mit der Entwicklung ihrer Schweizer Tochter.
Die Verhandlungen mit mehreren Parteien sind noch nicht ganz abgeschlossen. Gary Alberts, seit Anfang 2025 Chef von Spar Schweiz, macht klar: «Es wird ein Schweizer Eigentümer mit umfangreichen lokalen Geschäftsinteressen und Erfahrung im europäischen Lebensmitteldetailhandel und -vertrieb werden.» Den Namen nenne man, «sobald die Tinte unter dem Vertrag trocken sei». Das könnte laut mit der Sache vertrauten Quellen noch mehrere Wochen dauern.
Alberts kann aber bereits sagen, wer es sicher nicht sein wird: «Keiner der etablierten Schweizer Detailhändler.» Damit fallen Coop, Migros, Aldi und Lidl weg. Auch Valora (Avec, Brezelkönig, Okay-Kiosk) oder Fenaco (Volg, Landi) seien kein Thema.
Die Marke Spar und das Geschäftsmodell bleiben
Was bedeutet der Wechsel der Eigentümerschaft für Spar Schweiz? Das Unternehmen mit Hauptsitz und Verteilzentrale in St.Gallen beliefert 363 Läden der Formate Spar, Spar Categorical, Eurospar und Maxi sowie unabhängige Detaillisten und zudem elf TopCC-Abholmärkte.
Die meisten Supermärkte werden von Franchisenehmern geführt. Sie sehen sich als Nahversorger, die als Dorf- und Quartierläden in erster Linie von der lokalen Bevölkerung frequentiert werden. Spar Schweiz und alle belieferten Läden beschäftigen zusammen über 3000 Mitarbeitende. Der Marktanteil liegt zwischen 1,7 und 2 Prozent.
Alberts sagt: «Spar bleibt Spar.» Will heissen: Die Marke Spar bleibe ebenso bestehen wie die grundsätzliche Strategie, das Geschäftsmodell und die Struktur. «Hier wird es keine fundamentalen Änderungen geben.» Der neue Eigentümer solle «Kontinuität für Mitarbeitende, Lieferanten und Kunden gewährleisten».
Spar Schweiz hat die Erwartungen verfehlt
Laut dem Chef von Spar Schweiz sollen alle Arbeitsplätze erhalten werden. Auch bleibe St.Gallen Hauptsitz und Verteilzentrale. Spar setze weiterhin darauf, kontinuierlich in die Modernisierung von Läden zu investieren, neue Läden zu eröffnen sowie die Sortimente an Comfort- und Frischprodukten auszubauen. Die Kooperation mit Spar-Categorical-Outlets an Tankstellen von Avia und Tamoil soll ebenfalls weitergehen.
Dass Spar Südafrika das Schweizer Geschäft abgibt, hat zum einen damit zu tun, dass die Unterschiede zwischen dem Geschäftsmodell der Muttergesellschaft und jenem im Schweizer Lebensmittelhandel sowie dem Schweizer Markt zu gross sind, wie Alberts sagt. Spar Südafrika wolle ihre Ressourcen und Energie in ihr Südafrika-Geschäft stecken, für das es grosse Pläne gebe.
Zum anderen hat sich Spar Schweiz deutlich schwächer entwickelt als erhofft. Spar Südafrika und Alberts’ Vorgänger als Spar-Schweiz-Chef, Rob Philipson, hatten eine operative Marge von 3 Prozent des Umsatzes vorgegeben. Dieses Ziel wurde lediglich in einem Jahr erreicht – 2021, als wegen Corona die Grenzen geschlossen waren, der Einkaufstourismus zum Stillstand kam und Konsumenten kleinere Läden in der Nähe anstatt grosse Supermärkte bevorzugten.
Seither sind frühere Einkaufsmuster zurückgekehrt. Hinzu kommt, dass viele Konsumenten wegen steigender Lebenshaltungskosten stärker auf den Preis achten müssen. Deshalb setzen Spar die Discounter Aldi, Lidl und Denner ebenso zu wie die Migros mit ihrer neuen Tiefpreisstrategie.
Rendite und Marge haben Verbesserungsbedarf
Seit dem Ende der Pandemie rutscht Spar Schweiz wegen all dem zurück. Der Umsatz sank 2022 um 3 Prozent, 2023 um 3,2 Prozent und 2024 um 6,2 Prozent (auf 745 Millionen Franken). Die Zahlen für das erste Semester (per Ende März) des laufenden Geschäftsjahrs 2025 werden erst Anfang Juni veröffentlicht. Aber für die ersten vier Monate (per Ende Januar) wurde ein weiteres Minus von 5,2 Prozent rapportiert.
Blick in die Geschichtsbücher
Spar Schweiz gibt es seit 1989. Damals erwarb Juan M. Leuthold von der internationalen Spar-Zentrale in Holland die Lizenz für Spar-Supermärkte im Schweizer Markt. 2016 verkauften Juan Leutholds Sohn Stefan Leuthold mangels Nachfolge in der Familie und die Aspiag, ein Beteiligungsvehikel der österreichischen Spar, 60 Prozent von Spar Schweiz an Spar Südafrika und 2021 den Relaxation, für whole 100,8 Millionen Franken.
Vor Spar hatte Juan Leuthold 1967 die ersten Abholgrossmärkte für Gastronomen, Detaillisten und Gewerbler gegründet, unter dem Dach der St.Galler BMG High CC. Diese ergänzte er 1970 mit der Verteilzentrale Ovag in Zuzwil SG und 1987 durch den Kauf der Gossauer Bernag. Dem Ausbau des Detailhandels dienten 1970 die Gründung der Maxi-Märkte und ab 1989 die Spar-Supermärkte. (T.G.)
Der Entscheid zum Verkauf von Spar Schweiz ist das Ergebnis einer Strategieüberprüfung, die Spar Südafrika vor einem Jahr eingeleitet hat. Seither conflict es eine Possibility, dass Spar Schweiz auch abgestossen werden könnte. Denn überprüft wurde auch die Kapitalzuweisung. Und hier hatte Spar Schweiz ganz schlechte Karten, betrug doch die Rendite auf dem investierten Kapital zuletzt magere 2,6 Prozent, verglichen mit 13,6 Prozent bei Spar Südafrika oder 13 Prozent bei deren Tochter BWG Group (Spar Irland und Südwestengland).
Gary Alberts, der zusammen mit dem bisherigen Managementteam Spar Schweiz weiterhin führen wird, weiss um die Erwartungen: «Die Kapitalrendite muss verbessert werden. Und das Gleiche gilt für die operative Marge.» Diese betrug 2024 lediglich 1,6 Prozent. Alberts geht davon aus, dass die Transaktion im dritten oder vierten Quartal 2025 abgeschlossen werden kann.
Have any questions or want help? Contact us here. For extra insights, go to our website.
Learn More…