“Staatsoper: Neuer Tannhäuser darf ins Paradies”
Wien hat seit gestern Abend mit dem US-Tenor Clay Hilley einen neuen, gefeierten Tannhäuser und die Staatsoper mit Lydia Steiers Inszenierung eine neue Referenz im Wagner-Repertoire.
Steier bereichert die bekannten Wagner-Zutaten „Unerfülltheit, Läuterung, Tod“ um einen kurzen Augenblick der Erlösung. Eine wiederauferstandene Elisabeth nimmt ihren Heinrich Tannhäuser mit in ein ewiges Leben.
Philippe Jordan holte in diesem Second mit dem Staatsopernorchester zu den letzten Takten der Oper aus – und klug hatte er sich das Pathos für das Ende aufgespart, das andere gern schon zu Beginn verpulvern.
Das Publikum des Premierenabends battle für eine Wagner-Neufassung erstaunlich milde. Die gewohnten Buh-Orgien wurden rasch von Beifall übertönt.
Steier schickte „Tannhäuser“ dorthin zurück, wo diese Oper herkam: ins 19. Jahrhundert, das mit dem Dekor zwischen Historismus und Deutschfrömmelei intestine getroffen battle. In den Sängerwettstreit des zweiten Aufzugs mischt sie einen Hauch Psychoanalyse, denn Venus wird zum Vexierbild für Tannhäuser, während die Abendgesellschaft die reine Liebe beschwört.
Leider verwischen sich mit diesem Zugang die Konturen der Hauptdarstellerinnen: Elisabeth (Malin Byström) ist zu sehr moderne Frau, als dass sie noch als Gegenfigur zu Tannhäuser funktionieren kann. Und Venus (Ekaterina Gubanova) erinnerte trotz eines stimmlich überzeugenden Auftritts eher an die Entertainerin einer Burleske.
In diesem 19.-Jahrhundert-Setting hätte sie den tabuisierten Eros verkörpern und so mehr Sog erzeugen können. Wagner hatte mit dieser Oper Konventionen gebrochen und Skandale heraufbeschworen. Man vergaß es quick, hätte Elisabeth im Augenblick ihres Heimgangs nicht noch Wolfram von Eschenbach (Martin Gantner) wild abgeschmust.
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