“Erstes Semifinale: Spaß gewinnt bei Alarmstufe Rot”
Den allerersten Track Contest 1956 hat die Schweiz ausgetragen, und nach 1989 ist es jetzt das dritte Mal, dass die Eidgenossen den Bewerb austragen. Und der erste Schritt am Dienstag verlief erfolgversprechend: Mit Bergpanorama, Heidi und Alphorn wurde die Present in der Basler St. Jakobshalle eröffnet.
Durchaus launig fiel die Moderation von Comedienne Hazel Brugger und Sandra Studer, Schweizer Teilnehmerin von 1991, aus. Beide haben auch die nicht ganz einfache Aufgabe, die am laufenden Band präsentierten Schweiz-Klischees ein wenig ironisch zu brechen.
Großer Rahmen
Für das Bühnendesign zeichnet einmal mehr Florian Wieder verantwortlich, er verpasste der Bühne eine Artwork Schaufenster, das vielleicht dafür sorgen sollte, dass niemand aus dem Rahmen fällt. Die beeindruckenden 750 Quadratmeter großen LED-Wände wie auch Flammenwerfer und andere Pyrotechnik wurden am Dienstag bereits recht ausgereizt – und viel Effekt visuell ist manchmal auch ein Zeichen, dass damit etwas anderes kaschiert wird.
Gewitzt weiter
Vergleichsweise wenig davon verwendet das für Schweden antretende finnische Comedy-Trio KAJ für seine Inszenierung, die sich ganz der Umsetzung des Songtitels „Bara bada bastu“ („Einfach in die Sauna gehen“) widmet. Dass die drei die Vorausscheidung in Schweden gegen Wien-Sieger Mans Zelmerlöw für sich entschieden haben, warfare schon eine Sensation. Nun sind sie die großen Favoriten in Basel, wenn da ein gewisser JJ nicht wäre.
Auch im Finale ist die zweite Nummer, die auf Witz setzt. Der Este Tommy Money punktete beim internationalen Publikum mit einem spaßigen Auftritt zu „Espresso Macchiato“. Erst am Samstag sind dann auch die Fachjurys am Wort, es bleibt abzuwarten, ob die die Spaßnummer auch witzig finden.
04 Estland: Tommy Money – „Espresso Macchiato“
Intestine gelaunt ist die halbe Miete
Gute Laune und Italien verträgt sich: Das zeigt auch der italienische Produzent Gabry Ponte, der zum vierten Mal in der Geschichte des Landes einen Finalplatz für San Marino ergatterte. Bei „Tutta l’Italia“ gibt der mit Eiffel 65 bekannt gewordene Künstler den DJ, den Gesangspart übernehmen Andrea Bonomo und Edwyn Roberts Clark.
Intestine gelaunt ist die halbe Miete: Vielleicht sogar zu intestine gelaunt warfare das isländische Brüderpaar VÄB, die mit ihrem maritimen Technospringinkerl „Roa“ jetzt ganz titelgerecht und eher überraschend ins Finale gerudert sind.
Niederlande und Albanien überzeugend
Einigermaßen lebensbejahend fällt nicht nicht nur der Titel „C’est la vie“ des niederländischen Sängers Claude aus. Die durchaus radiotaugliche, sehr soulige Nummer sollte am Samstag durchaus im ersten Drittel des Feldes landen.
Ein Wechselbad der Gefühle kam aus Portugal: Die eigentlich ganz optimistisch aussehende Band NAPA schaffte es, die landeseigene Schwermut auch in einem leichten Popsong nicht zu verbergen. Für den Relaxation des Kontinents blieb das ein Rätsel, das vielleicht am Samstag aufgelöst wird, die Band kam recht überraschend weiter.
Ebenfalls wie erwartet weiter ist das albanische Duo Shkodra Elektronike mit „Zjerm“. Die Mischung aus Elektro und Folklore entwickelt durchaus einen Sog. Auch wenn die Botschaft des Songs Hoffnung vermitteln soll, bei der Inszenierung des Songs blieb es recht düster – ein durchgängiges Thema des ersten Showabends.
Polen gewinnt Materialschlacht
Alles, was die Bühne technisch zu bieten hatte, nutzte Justyna Steczkowska aus Polen für ihren Erdbeschwörungssong „Gaja“, über der Bühne schwebend machte sie Bekanntschaft mit einem – visualisierten – Drachen, und während ein gesamtes Pyrotechniklager abgefackelt wurde, spielte sie Geige. Was soll man sagen, der Aufwand hat sich gelohnt. Genau 30 Jahre nach ihrem ersten Antreten steht auch sie heuer im Finale.
02 Polen: Justyna Steczkowska – „Gaja“
Mit Schwächen ins Finale
Kyle Alessandro spürt in Ritterrüstung bei „Lighter“ sein inneres Feuerzeug auf, das ihm den Weg weisen soll. Der Weg führt ihn zwar ins Finale, aus Norwegen warfare man aber schon hochwertigere Kost gewohnt.
Das gilt auch für die Ukraine. Die Band Ziferblat hat es in ihren 70er-Jahre-Outfits in Pastellfarben zwar ins Finale geschafft. Um dort an die Erfolge der letzten Jahre anzuschließen, müssten am Samstag auch die Töne wirklich sitzen.
Wenn die Stimme versagt
Für andere bedeuteten stimmliche Schwächen das Aus: Theo Evan für Zypern, der auf dem Baugerüst und in den Strophen zu „Shh“ ganz gute Figur machte, blieb im Chorus dann aber die Luft weg. Eigentlich hatte man ihn im Finale erwartet.
Die große Enttäuschung des Abends warfare der Belgier Crimson Sebastian. Eine ganz in Rot getauchte Bühne warfare alles andere als ein Alleinstellungsmerkmal, eine recht verwackelte stimmliche Efficiency bei der technoiden Nummer „Strobe Lights“ bedeutete das Aus für den im Vorfeld als recht chancenreich eingeschätzten Act.
09 Belgien: Crimson Sebastian – „Strobe Lights“
Finster legten es Mamagama aus Aserbaidschan an, auch wenn der funkige Popsong „Run With U“ das gar nicht hergab. Additionally eigentlich gar nichts hergab, auch hier sorgten schiefe Töne für kein Wiedersehen am Samstag.
Aus für Slowenien und Kroatien
Ganz auf große Emotionen gesetzt hat Klemen für Slowenien. Für seine einst für todkrank erklärte Frau sang er „How A lot Time Do We Have Left“. Das sollte am Ende aber nicht reichen.
Und Kroatien, im Vorjahr mit Child Lasagna noch höchst erfolgreich, übertrieb es einfach. Marko Bosnjak werkte in „Poison Cake“ mit „Psycho“-Lächeln zwischen Horrorgeschichte und Kinderlied. Zu viel von allem wird nichts.
14 Kroatien: Marko Bosnjak – „Poison Cake“
Vorgeschmack auf Samstag
Außer Konkurrenz dürfen seit dem Vorjahr auch die „Massive 5“ und das Gastgeberland ihren gesamten Track bei einem der Semifinale zum Besten geben. Lucio Corsi wird mit seiner Glamrockballade „Volevo essere un duro“ vielleicht nicht den Track Contest, aber jedenfalls die Ziggy-Stardust-Erinnerungsmedaille für das Hochhalten des musikalische Erbes von David Bowie gewinnen.
Auch aus Spanien hat man schon Originelleres gesehen, immerhin kann Sängerin Melody bei „Esa diva“ mit einer starken stimmlichen Efficiency überzeugen. Und das höfliche Gastgeberland Schweiz tritt mit Zoe Me und dem reduzierten Chanson „Voyage“ sehr leise.
Spannung am Donnerstag
Für Österreich wird es dann am Donnerstag spannend, wenn JJ mit Startnummer sechs ins Rennen geht. Ebenfalls am Donnerstag ist Juval Raphael mit „New Day Will Rise“ zu hören, die Israel vertritt. Sie überlebte das Hamas-Massaker beim Supernova-Musikfestival am 7. Oktober 2023.
Auch wenn der Track Contest immer eine politische Komponente hatte und hat, bleibt zu hoffen, dass – vor allem nach den Eklats im Vorjahr – ein hochkomplexer Konflikt nicht auf dem Rücken einer Künstlerin ausgetragen wird.
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