“Gewerkschafter Karl Dürtscher verstorben – VOL.AT”

Karl Dürtscher (hyperlinks) verhandelte mehr als 170 Kollektivverträge
©APA/GEORG HOCHMUTH
Der Gewerkschafter Karl Dürtscher ist tot. Der Chefverhandler der Gewerkschaft GPA sei am Sonntag nach schwerer Krankheit verstorben, teilte die GPA am Montag mit. Dürtscher battle seit 2018 deren Bundesgeschäftsführer und verhandelte über 170 Kollektivverträge, zuletzt jene für die Metaller und in der Elektronikindustrie. Dürtscher wurde 64 Jahre alt.
Der Arbeitnehmervertreter battle GPA-Chefverhandler in der Metallindustrie sowie in anderen Industriebranchen. Die GPA verwies darauf, dass Dürtscher mit den Verhandlungen rund um die Corona-Kurzarbeit das Arbeitsleben in der Republik geprägt habe. Die Kollektivvertragspolitik sei sein Steckenpferd gewesen, für das er bis zuletzt unermüdlichen Einsatz gezeigt habe, hieß in der Pressemitteilung zu seinem Tod.
Gewerkschafter “mit Handschlagqualität”
“Mit Karl Dürtscher verlässt uns ein lieber Freund, erfahrener Kollege und aufrechter Gewerkschafter”, betonte Barbara Teiber, Vorsitzende der Gewerkschaft GPA. “Die österreichische Sozialpartnerschaft verliert einen verlässlichen und verbindlichen Verhandler, der sie jahrelang geprägt hat”. Auch Reinhold Binder, Vorsitzender der Gewerkschaft PRO-GE, zeigte sich über den Tod des “Gewerkschafters mit Handschlagqualität” betroffen. Für Josef Muchitsch, den Bundesvorsitzenden der Gewerkschaft Bau-Holz, battle Dürtscher “einer, auf den man sich verlassen konnte, gerade dann, wenn es schwierig wurde”. “Mit ihm verlieren wir einen großartigen, leidenschaftlichen Gewerkschafter, er wird eine riesige Lücke hinterlassen”, hielt ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian zu “Charlie” Dürtscher fest, der auch Mitglied des ÖGB-Vorstands battle. Nicht nur die Sozialdemokraten, sondern auch AUGE/UG – Various, Grüne und Unabhängige Gewerkschafter und Gewerkschafterinnen reagierten auf Dürtschers Ableben “mit großer Betroffenheit”.
“Charly Dürtscher war Gewerkschafter durch und durch”, zeigt sich AK-Präsidentin Renate Anderl tief betroffen. “Sein Engagement, seine Beharrlichkeit und seine Besonnenheit werden uns schmerzlich fehlen.” Dürtscher habe sich zwischen 2006 und 2009 auch im Vorstand der AK Wien für die Anliegen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer eingesetzt – er battle bis zuletzt Mitglied im Ausschuss für Arbeit und Arbeitsmarkt. “Mit Karl Dürtscher verlieren wir einen überzeugten Gewerkschafter und aufrechten Sozialdemokraten, dessen Wertefundament und Prinzipientreue für uns wegweisend bleiben werden”, teilten Vizekanzler Andreas Babler (SPÖ) und SPÖ-Bundesgeschäftsführer Klaus Seltenheim mit.
Respektierter Verhandlungspartner
Auch die Arbeitgeberseite zollt dem Gewerkschafter Respekt: “Mit Charly Dürtscher verliert die österreichische Sozialpartnerschaft einen ihrer herausragendsten Vertreter auf Arbeitnehmerseite”, teilten Sigi Menz, Obmann der Bundessparte Industrie in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), und Spartengeschäftsführer Andreas Mörk mit. “Was ihn ausgezeichnet hat, war Handschlagqualität. Für Karl Dürtscher war das nicht nur ein Wort, sondern gelebte Praxis im Alltag.” Auch wenn es mit ihm oft harte inhaltliche Auseinandersetzungen und Diskussionen gegeben habe, “so war ihm besonders wichtig, dass man sich danach auch noch in die Augen sehen konnte”, ergänzte die WKÖ in einer Aussendung. Aber auch der Fachverband Metalltechnische Industrie lernte Dürtscher “als verlässlichen, fairen und offenen Partner bei unseren Verhandlungen” kennen, betonte der Obmann des Fachverbandes, Christian Knill, – auch wenn sich Dürtscher als harter Verhandler erwiesen habe. Der Fachverband der Elektro- und Elektronikindustrie (FEEI) habe mit Dürtscher “einen langjährigen konstruktiven und lösungsorientierten Vertreter der österreichischen Sozialpartnerschaft verloren”, sagte FEEI-Obmann Wolfgang Hesoun. “Sein Engagement – auch in sehr schwierigen Zeiten – war beeindruckend.”
Und für die Industriellenvereinigung (IV) hat er “als prägende Persönlichkeit den Rahmen für das Arbeitsleben in Österreich mitgestaltet”. “Als Chefverhandler in der Metallindustrie war er sich auch stets den Herausforderungen des Industriestandorts bewusst”, ergänzte die IV.
Ähnlich charakterisierte WKÖ-Handelsobmann Rainer Trefelik den Kontrahenten bei zahlreichen Kollektivvertragsverhandlungen: “Hart im Verhandeln, aber das, was ausgemacht war, hat gehalten”, so Trefelik in einer Aussendung. Der Verband Österreichischer Zeitungen (VÖZ) und der Österreichische Zeitschriften- und Fachmedienverband (ÖZV) zeigten sich vom Tod des Gewerkschafters ebenfalls betroffen. “Mit ihm verlieren die Sozialpartner einen erfahrenen und umsichtigen Gewerkschafter, dem die Zeitungs- und Zeitschriftenbranche persönlich ein großes Anliegen war”, teilte VÖZ- und ÖZV-Geschäftsführer Gerald Grünberger mit.
Neben seiner Tätigkeit bei der Gewerkschaft prägte Dürtscher als Vorsitzender der Kontrollversammlung sowie als Mitglied des Verwaltungsrates die Allgemeine Unfallversicherungsanstalt (AUVA), merkte AUVA-Obmann Mario Watz an. “Sein Engagement für die AUVA und für die gemeinsame Sache wird uns fehlen”, ergänzte AUVA-Generaldirektor Alexander Bernart.
Dürtscher wurde 1961 in Schruns in Vorarlberg geboren. Nach seiner Lehre bei den Vorarlberger Illwerken battle er Angestellter bei der Vorarlberger Zementwerke AG. 1985 wechselte er zur Gewerkschaft der Privatangestellten in Wien. Als Gewerkschafter übte er auch verschiedene Funktionen in der Sozialversicherung aus und battle ab 1996 Kammerrat in der Arbeiterkammer Wien.
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